Schmidt-Cassegrain • Öffnung: 150 mm • Brennweite: 1500 mm (f/10) • Preis: ~1200 €
Einleitung
Der Celestron NexStar 6SE zählt seit vielen Jahren zu den beliebtesten Teleskopen im mittleren Preisbereich und verbindet dabei klassische Schmidt-Cassegrain-Optik mit moderner GoTo-Technologie. Für viele Hobbyastronomen ist es das erste echte „Power-Teleskop", das sowohl Einsteiger als auch fortgeschrittene Nutzer begeistert. Seine Vielseitigkeit – von Planetenbeobachtung über Deep-Sky bis hin zu ersten Schritten in der Astrofotografie – macht es zu einem universellen Werkzeug für nahezu jeden Astro-Enthusiasten.
Optische Konstruktion und Leistungsprofil
Schmidt-Cassegrain-Design im Detail
Das NexStar 6SE nutzt eine 150-mm-Schmidt-Cassegrain-Optik mit einer Brennweite von 1500 mm und einem Öffnungsverhältnis von f/10. Das SC-System kombiniert eine sphärische Primärspiegelgeometrie mit einer korrektiven Schmidt-Platte, wodurch auch bei kompakten Bauformen ein langes Strahlengangdesign realisiert werden kann. Dieser optische Aufbau bietet:
- Hohe Auflösung bei Planeten
- Kompakten Tubus
- Geringe chromatische Aberration
- Exzellente Kompatibilität mit Zubehör (Reducer, Barlow, Kameras)
Auflösung und kontrastreiches Bild
Ein 6-Zoll-System erreicht theoretisch etwa 0,77 Bogensekunden Auflösung. In der Praxis liegt die nutzbare Leistung bei 1–1,5" aufgrund atmosphärischer Seeing-Grenzen. Bei guten Bedingungen zeigt das 6SE:
- Cassini-Teilung bei Saturn
- Jupiter-Wolkenbänder, Wirbelstrukturen, teilw. Oval BA
- Scharfe Schattenwürfe der Galileischen Monde
- Detaillierte Kraterlandschaften auf dem Mond (Clavius, Tycho, Copernicus)
Seine Stärke ist die Kombination aus hoher Schärfe, gutem Kontrast und zuverlässiger Abbildung im Zentrum des Bildfeldes.
Deep-Sky-Leistung
Sternhaufen
Das NexStar 6SE löst offene Sternhaufen hervorragend auf, darunter:
- M45 (Plejaden, je nach Okular mit Rand-Vignettierung)
- M11 (Wildentenhaufen)
- M7 und M6 in Skorpionnähe
- M13 und M92 (kugelförmig, gut strukturiert)
Bei kugelförmigen Sternhaufen sind Einzelsterne im äußeren Halo klar erkennbar.
Galaxien
Der 6-Zöller zeigt unter dunklem Himmel:
- Spiralarmansätze bei M51
- Helligkeitsunterschiede in M81/M82
- Struktur im Andromeda-Kern und Begleitgalaxien
- M104 (Sombrero) mit markanter Staubschicht
In Bortle-7-Gebieten reduziert sich die Detailtiefe deutlich, aber die hellsten Objekte bleiben beobachtbar.
Nebel
Das SC-System ist lichtstärker als ein kleiner Refraktor und zeigt:
- Orionnebel: Flügel, Trapezium, ausgedehnte Gasstrukturen
- Lagunennebel: zentrale Gaswolken gut sichtbar
- Trifidnebel: je nach Filter klar getrennt
Mit UHC- oder OIII-Filtern steigt der Kontrast enorm.
Mechanik, Aufbau und Bedienung
Montierung
Die einarmige Alt-Az-GoTo-Montierung ist eines der Markenzeichen der NexStar-Serie. Sie bietet:
- Automatische Objektfindung
- Motorisierte Nachführung
- Sehr intuitive Steuerung
Der Nachteil der Alt-Az-Bauweise ist der Bildfeldrotationseffekt bei Langzeitfotografie.
Tubus
Der Tubus besteht aus Aluminium mit präziser Mechanik. Die Fangspiegelhalterung ist justierbar, benötigt jedoch selten Anpassung.
Stativ
Das Stahlstativ ist stabil, weist aber leichte Schwingungen bei starkem Wind auf. Antivibrations-Pads verbessern das Bild.
Aufbauzeit
Das NexStar 6SE benötigt:
- 10 Minuten für groben Aufbau
- 2–5 Minuten für Alignment
- Sofortige Nutzbarkeit danach
Es ist eines der am einfachsten zu bedienenden GoTo-Systeme.
GoTo-Steuerung, Tracking und Benutzeroberfläche
Handcontroller
Der NexStar+ Controller bietet:
- 40.000+ Objekte
- Manuelle, halbautomatische und vollautomatische Modi
- Planetarische und stellare Datenbank
Align-Methoden
Beliebte Verfahren:
- SkyAlign
- Auto Two-Star Align
- Solar System Align
Die Genauigkeit ist beeindruckend – nach erfolgreichem Alignment landet das Teleskop Objekt für Objekt exakt im Sichtfeld.
Tracking
Die Montierung bietet präzises Tracking für visuelle Nutzung. Für Astrofotografie empfohlen:
- Reducer f/6,3
- Wedge (Polhöhenwiege)
Astrofotografie mit dem NexStar 6SE
Planetare Fotografie
Dank 150 mm Öffnung zeigt das 6SE:
- Jupiter mit Wolkenbändern, GRS
- Saturn mit Cassini-Teilung
- Mars mit Polkappen und dunklen Albedo-Formationen
Video-Lucky-Imaging mit einer Planetenkamera (z. B. ZWO ASI224MC) liefert exzellente Ergebnisse.
Deep-Sky-Fotografie
Hier sind die Grenzen:
- Alt-Az Tracking erzeugt Feldrotation
- Einzelbilder: 5–15 Sekunden möglich
- Stacking mit Live-Software nötig
Mit Wedge und Reducer wird es ein ernstzunehmendes DSO-Fototeleskop.
EAA (Electronically Assisted Astronomy)
EAA ist ideal:
- 4–10 Minuten Stacking
- Nebel, Galaxien, Sternhaufen live sichtbar
Das 6SE profitiert enorm von modernen Softwarelösungen.
Nutzergruppen und ideale Einsatzszenarien
Einsteiger
Perfekt für:
- Schnelle Erfolgserlebnisse
- Einfache Bedienung
- Automatische Navigation
Fortgeschrittene
Ideal für:
- Detaillierte Planetenbeobachtung
- Deep-Sky unter dunklem Himmel
- Experimentelle Astrofotografie
Experten
Als Zweitgerät hervorragend für spontane Beobachtungen und Outreach-Events.
Technische Daten
- Optisches Design: Schmidt-Cassegrain
- Öffnung: 150 mm
- Brennweite: 1500 mm
- Öffnungsverhältnis: f/10
- Auflösungsvermögen: 0,77 Bogensekunden
- Grenzgröße: ~13,6 mag
- Tubuslänge: ~35 cm
- Gewicht: ~13 kg (komplett)
- Montierung: Einarmige Alt-Az GoTo
- Stromversorgung: 8× AA Batterien oder 12V DC
Empfohlenes Zubehör
- Reducer: Celestron f/6,3 Focal Reducer/Corrector
- Wedge: Celestron CPC Deluxe HD Wedge (für EQ-Modus)
- Okulare: 32 mm Plössl (Übersicht), 15 mm (Deep-Sky), 6 mm Planetary
- Filter: UHC, OIII, Mondfilter
- Planetenkamera: ZWO ASI224MC oder ähnlich