Überblick
Der Sky-Watcher Evostar 72ED ist ein kompakter, hochwertiger ED-Apochromat (Doublet) mit 72 mm Öffnung und 420 mm Brennweite, entwickelt als Reise- und Weitfeld-Teleskop mit starkem Fokus auf Astrofotografie, aber auch visuell nutzbar.
Optisches System
Farbkorrektur & Apo-Status
Die Optik ist ein ED-Doublet mit hochwertigem ED-Glas und Schott-Kronglas, mehrschichtvergütet (~99,5% Transmission). Im Vergleich zu einfachen Achromaten bedeutet das:
- Deutlich reduzierte chromatische Aberration – Farbsaum kaum sichtbar
- Saubere Sternabbildung – kleine, runde Sterne
- Hoher Kontrast – wichtig für Nebelstrukturen & Galaxien
Schärfe & Kontrast
Das Design (kurzer Apo mit f/5,8) plus guter Gläser liefert:
- Sehr scharfe, feinkörnige Sternabbildungen
- Guten Mikrokontrast (wichtig für Details)
- Durch ED-Glas wenig „Unschärfe-Schleier"
Mechanik & Verarbeitung
Tubus
- Aluminiumtubus mit „Black Diamond"-Finish
- Abnehmbare Taukappe
- Innen geschwärzt mit Blenden für Kontrast
- Robust fürs Reisen, dabei leicht (~2 kg)
Fokussierer
Der 2" Dual-Speed-Crayford bietet:
- 11:1 Feintrieb → sehr feines Fokussieren für Fotografie
- Trägt problemlos DSLR/APS-C Astro-Kameras
- Backlash-arm, aber nicht auf absolutem Premium-Niveau
Astrofotografie
Der Evostar 72ED ist ganz klar stark für Fotografie, vor allem als Widefield-Astrograph.
Brennweite & f-Ratio
420 mm, f/5,8 → perfekt für:
- Große Nebel (Nordamerika, Pelikan, Rosette, Kalifornien)
- Milchstraßenfelder
- M31, M33, weite Sternfelder
Feldkorrektur & Flattener
Ohne Zusatzoptik ist das Feld nicht perfekt flach. Der Sky-Watcher 0,85× Reducer/Flattener ist empfohlen:
- Reduziert Brennweite auf ~357 mm
- f/5,8 → f/4,93
- Korrigiert das Feld bis in die Ecken
- 55 mm Backfocus für DSLR/CMOS-Aufbauten
Anforderungen an die Montierung
Weil der Tubus nur ~2 kg wiegt:
- Sehr freundlich zu kleineren Montierungen (HEQ5, EQM-35)
- Leicht guidbar
- Ideal zum Autoguiding-Lernen
Visuelle Beobachtung
Mond & Planeten
- Mond: Extrem scharf, kaum Farbfehler, feine Oberflächendetails
- Jupiter: Hauptbänder erkennbar, Monde als klare Punkte
- Saturn: Ring + Cassini teils sichtbar, Titan erkennbar
Als Planeten-Hauptinstrument zu klein, aber als Reise- oder Zweitinstrument sehr schön.
Deep-Sky visuell
- Hervorragend: Offene Sternhaufen, Doppelsternhaufen, Plejaden
- Gut: Orionnebel, helle planetarische Nebel (M57, M27)
- Schwächer: Galaxien – 72 mm sammeln wenig Licht
Stärken
- Sehr gute Farbkorrektur & Schärfe
- Dual-speed 2" Crayford-Fokussierer
- Nur ~2 kg – perfekt für kleine Montierungen und Reisen
- Mit Reducer/Flattener idealer Widefield-Astrograph (f/4,9, ~357 mm)
- Exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis im ED-Segment
Schwächen
- Visuell: 72 mm limitieren Deep-Sky – kein Allround-Hauptinstrument
- Ohne Flattener: Deutliche Bildfeldkrümmung
- Fokussierer: Gut, aber nicht absolute Oberklasse
Für wen ist es geeignet?
Der Evostar 72ED eignet sich hervorragend für:
- Einsteiger in Astrofotografie – hochwertig ohne Achromat-Probleme
- Fortgeschrittene Astrofotografen als Zweit- oder Reisegerät
- Nutzer mit leichter Montierung
- Weitfeld-Nebel & Milchstraße-Fotografen
Technische Daten
- Optisches Design: ED-Doublet Apochromat
- Öffnung: 72 mm
- Brennweite: 420 mm
- Öffnungsverhältnis: f/5,8
- Auflösungsvermögen: ~1,6 Bogensekunden
- Tubuslänge: ~420 mm (ohne Taukappe)
- Gewicht: ~2 kg
- Fokussierer: 2" Crayford, dual speed (11:1)
Lieferumfang
- Optischer Tubus
- Abnehmbare Taukappe
- Rohrschellen & Vixen-Schiene
- Aluminium-Koffer (je nach Set)
Empfohlenes Zubehör
- Reducer/Flattener: Sky-Watcher 0,85× für optimales Bildfeld
- Montierung: HEQ5, EQM-35 oder Star Adventurer GTi
- Okulare: 25 mm (Übersicht), 12 mm (Arbeitsvergrößerung)