Überblick
Der Sky-Watcher Heritage 130P ist eines der meistempfohlenen Teleskope für Einsteiger und gilt als Geheimtipp, weil er eine außergewöhnliche Kombination aus Preis, Leistung und Portabilität bietet. Seine Optik ist für den Preis nahezu konkurrenzlos: Ein 130-mm-Parabolspiegel mit f/5 liefert Deep-Sky-Fähigkeit und starke Planetenleistung in einem kompakten, kollabierenden Tubus.
Optische Konstruktion im Detail
Der Heritage 130P arbeitet mit einem 130-mm-parabolischen Hauptspiegel, der Licht effizient sammelt und sphärische Aberration vermeidet. Viele Billig-Newton-Teleskope verwenden sphärische Spiegel, die das Licht nicht korrekt bündeln. Parabolische Spiegel hingegen führen zu deutlich schärferen Sternabbildungen, besserer Kontrastleistung und klareren Planetendetails.
Öffnungsverhältnis f/5
Das Öffnungsverhältnis von f/5 macht den Heritage zu einem lichtstarken Weitfeld-Teleskop. Dies ist entscheidend, denn lichtschwache Objekte (z. B. Nebel und Galaxien) profitieren stark von kurzen Brennweiten. Gleichzeitig führt die schnelle Optik zu leichter Koma am Bildfeldrand – visuell kaum störend und für Einsteiger absolut akzeptabel.
Kollimation & Justage
Die Kollimation (Justage des Spiegelsystems) ist ein Thema, das viele Einsteiger fürchten. Beim Heritage 130P jedoch ist die Öffnung klein genug, dass leichte Justagefehler toleriert werden können. Der Tubus ist kollabierbar und dennoch erstaunlich stabil. Die Fangspiegelhalterung ist so konstruiert, dass sie auch beim Ausziehen des Tubus die Ausrichtung weitgehend hält.
Deep-Sky-Performance
Emissionsnebel
- Orionnebel (M42): Erscheint hell, strukturiert und zeigt bei guter Transparenz sichtbare Gasansammlungen. Der Running-Man-Nebel lässt sich unter dunklem Himmel leicht erahnen.
- Nordamerikanebel: Mit Filtern sichtbar – in dieser Preisklasse nahezu einzigartig.
Galaxien
- Andromeda-Galaxie (M31): Zeigt einen hellen Kern und unter dunklem Himmel erste Hinweise auf Staubbänder.
- M81 und M82: Ein brillantes Galaxienpaar, gut sichtbar und klar strukturiert.
- Whirlpool-Galaxie (M51): Zeigt Spiralansätze – ein beeindruckender Anblick für ein Teleskop unter 300 Euro.
Sternhaufen
- Kugelsternhaufen M13: Beginnt sich in Einzelsterne aufzulösen.
- Offene Sternhaufen: Plejaden, Doppelsternhaufen h+χ – spektakulär und nutzen das breite Sichtfeld ideal aus.
Planetenleistung und Mondbeobachtung
Der Heritage 130P ist erstaunlich stark bei Planeten:
- Jupiter: Mehrere Wolkenbänder, Übergänge, gelegentlich der Große Rote Fleck. Mondtransits sind klar sichtbar.
- Saturn: Die Cassini-Teilung ist bei gutem Seeing sichtbar. Der Planet erscheint gestochen scharf und beeindruckend.
- Mars: Bei Opposition sind Polkappen und dunkle Oberflächenstrukturen sichtbar.
- Venus: Phasen sind klar zu erkennen.
- Mond: Krater, Rillen, Mare – extrem detailliert.
Mechanik und Dobson-Montierung
Der Tubus besteht aus einem robusten Stahlrahmen mit ausziehbaren Segmenten. Der Hauptvorteil der kollabierenden Bauweise:
- Schnelle Auskühlung
- Kompakte Lagerung
- Leichter Transport
Die Dobson-Basis ist überraschend stabil, aber sie funktioniert am besten auf einem soliden Tisch oder Hocker. Die Höhenreibung lässt sich feinjustieren. Das Teleskop wiegt nur ~6 kg – ideal für spontane Beobachtungen.
Bedienung & Nutzererfahrung
Der Heritage 130P ist eines der am leichtesten zu bedienenden Teleskope überhaupt. Keine Elektronik, keine Stromversorgung, kein Alignment. Dies ermöglicht spontane Beobachtungen – einfach herausstellen, Objekt suchen, beobachten.
Viele Nutzer berichten, dass sie mit keinem anderen Teleskop so häufig beobachten wie mit diesem, weil der Aufbau nahezu keine Hürde darstellt.
Astrofotografie
Astrofotografie ist nicht das Hauptziel, aber Überraschungen sind möglich:
- Mondfotografie: Hervorragend mit Smartphone.
- Planeten: Mit Barlow und Smartphone gute Ergebnisse.
- Deep-Sky: Ohne Tracking schwierig, aber mit EAA auf einer EQ-Plattform beeindruckend.
Das Teleskop zeigt hier, dass selbst ein Budget-Gerät echte Fotoleistung liefern kann, wenn man experimentierfreudig ist.
Zielgruppen
Einsteiger
Perfekt geeignet – wahrscheinlich das beste Teleskop weltweit für unter 300 Euro.
Fortgeschrittene
Ideal als kompaktes Zweitgerät für spontane Sessions oder Reisen.
Profis
Wird oft als „Grab-and-Go"-Instrument genutzt, weil die Optik für die Größe erstaunlich gut ist.
Kinder & Familien
Das geringe Gewicht und die intuitive Bedienung machen es ideal für junge Nutzer.
Stärken
- Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis: ~250 € für 130 mm parabolische Optik
- Sehr kompakt: Kollabierender Tubus spart Platz
- Leicht: Nur ~6 kg – einfach zu transportieren
- Starke Deep-Sky-Leistung: Galaxien, Nebel, Sternhaufen
- Gute Planetenleistung: Jupiter, Saturn, Mars detailreich
- Wartungsarm: Keine Elektronik, robuste Bauweise
- Schnelle Einsatzbereitschaft: Aufbau in 2 Minuten
Schwächen
- Keine Nachführung: Objekte wandern aus dem Sichtfeld
- Keine GoTo-Steuerung: Manuelle Objektsuche
- Offener Tubus: Staubempfindlichkeit
- Tischabhängigkeit: Braucht stabilen Untergrund
- Leichte Koma am Rand: Bei f/5 typisch, visuell kaum störend
Technische Daten
- Optisches Design: Newton-Reflektor (parabolischer Hauptspiegel)
- Öffnung: 130 mm
- Brennweite: 650 mm
- Öffnungsverhältnis: f/5
- Auflösungsvermögen: 0,89 Bogensekunden (Rayleigh)
- Grenzgröße: ~13,2 mag
- Tubuslänge: ~40 cm (kollabiert), ~65 cm (ausgezogen)
- Gewicht: ~6 kg (gesamt mit Montierung)
- Fokussierer: 1,25" Rack-and-Pinion
Lieferumfang
- Newton-Tubus (kollabierbar)
- Dobson-Tischbasis
- Red-Dot-Sucher
- 2× Okulare (25 mm + 10 mm)
Empfohlenes Zubehör
- Okulare: 6 mm Planetary (für Planeten), 32 mm 2" (für Weitfeld)
- Filter: UHC-Filter (für Nebel), Mondfilter
- Tisch/Hocker: Stabile Unterlage (40–60 cm Höhe)
- Justierlaser: Für präzise Kollimation (~20 €)